Malen ohne Absicht – wenn die Intuition den Pinsel führt
Projektbeschreibung
Die Schule am Heidetor ist die Basisförderschule des regionalen Förderzentrums. Dort werden Schülerinnen und Schüler mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt geistige Entwicklung beschult. Immer wieder beobachten wir recht komplexe Förderbedarfslagen, die es den Schülerinnen und Schülern nicht erlauben, ihre eigentlichen Potenziale auszuschöpfen. Zum Förderzentrum gehört neben den Grundschulen der Region, dem Gymnasium und einer weiteren Förderschule die Ciervisti-Schule, eine Sekundarschule mit Ganztagsschulprofil. Von der Schule am Heidetor ging der Impuls aus, eine Künstlerin, eine Malerin für ein längeres Projekt an die Schule zu holen und dafür den Rahmen Kreativpotenziale zu nutzen.
In den Vorgesprächen mit der Malerin Giso Kakuschke entstand die Idee, sich mit dem Angebot an die Schülerschaft beider Schulen mit ausgewählten Jahrgängen zu richten.
In der Schule am Heidetor lernen 106 Schülerinnen und Schüler. Die Ciervisti-Schule ist eine dreizügige Schule. Nimmt man die Jahrgänge 5-8 kommt man auf 300. Zu den Kontaktpersonen gehörten jeweils eine Kunstlehrerin, die jeweiligen Schulsozialarbeiterinnen und die Schulleitungen. Den Kern bildeten die Malworkshops mit Giso Kakuschke. Hier konnten wir in 6 Malgruppen, 3 ausstellungsbegleitenden Workshops und in Eventworkshops für 96 Schülerinnen und Schüler eine
sehr intensive Mal- und Wahrnehmungserfahrung realisieren.
Auslöser der Idee
Zum Förderzentrum gehört neben den Grundschulen der Region, dem Gymnasium und einer weiteren Förderschule die Ciervisti-Schule, eine Sekundarschule mit Ganztagsschulprofil. Von der Schule am Heidetor ging der Impuls aus, eine Künstlerin, eine Malerin für ein längeres Projekt an die Schule zu holen und dafür den Rahmen Kreativpotenziale zu nutzen. In den Vorgesprächen mit der Malerin Giso Kakuschke entstand die Idee, sich mit dem Angebot an die Schülerschaft beider Schulen mit ausgewählten Jahrgängen zu richten.
Projektverlauf
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich selber und ihre eigenen Fähigkeiten besser
erkennen und entwickeln
- durch das Einlassen auf die Workshopsituation
- durch das Vertrauen finden zur Malerin,
- durch das Hineinfinden in eine ungewohnte freie Aktivität klassenintern,
klassenübergreifend, schulübergreifend
- durch das Einlassen auf meditative Übungen/Traumreisen über das eigenen Empfinden, das
eigene Beschreiben der Empfindungen und Vorstellungen und durch das Zuhören in der
Gruppe
- durch intuitives Malen (mit hochwertigen Farben, guten Pinseln und auf Leinwand),
- durch das Erleben der eigenen Selbstwirksamkeit beim Führen des Pinsels, beim Reagieren
auf die Aktivitäten der anderen, durch den kreativen Dialog in der Aktion, durch das
differenzierte angeleitete Betrachten der entstandenen Werke (Drehen der Bilder,
Perspektivwechsel, Gesamtwerk und Ausschnitte, „Ich sehe da… und was siehst du?“, Bilder
ohne und mit verschieden wertigen Rahmen)
- durch eine gute Vorbereitung einer Ausstellung
- durch das Erleben der Ausstellung des eigenen bzw. des Gemeinschaftsbildes in einem
bedeutenden öffentlichen Umfeld im Rathaus der Stadt, das auch „richtige“ Künstler nutzen
- beim Präsentieren vor Mitschülerinnen und Mitschülern, Familie, Schulumfeld und fremden
Gästen
- durch das sich Bewegen im öffentlichen Raum
- durch das sich Einbringen in Eventworkshops „Straßenmalkreide – unser Schulhof wird bunt“
Zu den Malworkshops
Mit der Arbeit hat sich der Titel für unsere Ausstellung entwickelt: „Malen ohne Absicht – wenn die
Intuition den Pinsel führt“.
Pläne und restriktive Vorgaben oder gar Verbote schränken viel zu sehr ein.
Es gab die Erlaubnis mit dem Pinsel und der ausgesuchten Farbe über die jungfräuliche Leinwand zu
gehen. „Trau dich!“. Linien, Flächen und Formen, dann schauen, sich inspirieren lassen und dann
noch: „Übermalen erlaubt“. Welche Chance!
Ziemlich schnell genossen alle diese Chance, vertrauten. Versunkene Stille – ruhige Worte gaben die
Struktur, eine Anregung, begleiteten. Der Prozess wurde gestützt durch den Service für die
Malutensilien. (optimal 6 + Malerin + 2 erwachsene Unterstützer für Farb-, Pinsel- oder
Wasserservice, damit es nur gewollte Unterbrechungen im Malflow gibt und digitale Dokumentation
der Zwischenergebnisse)
Das teils mehrere an einem Bild malten, befruchtete eher den Prozess, den Fluss des Pinsels, der
Vorstellungen und Aktivität.
Innehalten, betrachten, beschreiben waren wichtige Impulse und bildeten den Abschluss einer
Malzeit.
Was haben wir geschaffen? Wie wirkt das? Wo ist jetzt oben und unten, oder kann ich das Bild
hängen, wie es mir mein Gefühl gerade sagt? Wie wirkt es mit den verschiedenen Rahmen?
Im Kunstraum standen die Materialien bereit (hochwertige Farben, qualitativ gute Pinsel auch in
größeren Größen, mindestens Malpappen, Keilrahmen in verschiedenen Größen, Tuchunterlage,
Mallappen, Wassergläser, Farbpaletten, Staffeleien für das Aufstellen und Betrachten).
Diese Materialien wurden für die Aktionsformen Malzirkel (das Bild wandert einmal im Rund, jeder
malt etwas dazu), Paarbilder und großformatige Gemeinschaftsbilder sowie Individualbilder gekauft.
Individuelles Wachsen zeigte sich in den Malformen und –inhalten, im Aushalten dessen, was der
andere tut, im Mut zum Akzeptieren, zum Übermalen, zum Abschaben, um Übermaltes frei zu legen,
teils um sich zu befreien, teils um neu anzusetzen. Gleichzeitig konnten die unterschiedlichsten
Gruppendynamiken beobachtet werden.
Je häufiger sich eine Malgruppe traf, je mehr konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre
eigene Maltechnik mitnehmen und je besser konnte man sich aufeinander einstellen. Auch
Vorerfahrungen im Umgang mit dem Pinsel und im kreativen Malen wurden gut eingebracht,
unterschiedliche Talente, weitere Förderpotenziale wurden sichtbar.
Wichtig war eine ansprechende Präsentation in einer Ausstellung im öffentlichen Raum. Wir konnten
die vorhandenen Bilderleisten im Rathaus der Stadt nutzen. Keilrahmenaufhänger und Schnüre und
Haken mussten ergänzend angeschafft werden. Um die Geschichte hinter den Bildern für die
Familien und die Öffentlichkeit zu erzählen, war eine Erweiterung der Ausstellungsflächen in der
Schule notwendig.
Besonderheiten
In den Malworkshops beteiligte Lehrerinnen griffen die Idee in ihrem Kunstunterricht auf und realisierten weitere Aktivitäten in der eigenen Klasse bzw. im Fachunterricht. So konnten zusätzlich weitere ca. 100 Schülerinnen und Schüler profitieren. Aber besonders Kinder, die nach dem Malworkshop zum „Restfarbenvermalen“ kamen, partizipierten vom Setting und der Atmosphäre im Kunstraum.
Probleme & Lösungen
Ein verzögerter Start war vor allem den pandemiebedingten Einschränkungen und Kontaktverboten sowie der deutlich verminderte Personalsituation geschuldet. Die Ciervisti-Schule musste frühzeitig in eine Phase mit verkürztem Unterricht wechseln. Damit verminderten sich die möglichen Begegnungszeiträume. Die Malerin Frau Kakuschke konnte uns nicht für alle geplanten Workshopzeiten zur Verfügung stehen. Deshalb suchten wir nach Formen für Multiplikatorenangebote.
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